đ Schön, dass Du hier bist! Bitte beachte, dass dieser Artikel bereits einige Jahre auf seinem Buckel hat. Seitdem haben sich nicht nur die Welt, sondern auch meine WissenslĂŒcken, Erfahrungen und Ansichten geĂ€ndert. Dennoch stehe ich hinter den Aussagen, die ich damals getĂ€tigt habe. Selbst dann, wenn ich sie mittlerweile anders tĂ€tigen wĂŒrde. Bitte behalte dies beim Lesen im Hinterkopf. Danke. Und viel VergnĂŒgen!
Warum ich denke, dass Aufgaben in einer Icebox keine gute Idee sind - im Sommer, wie im Winter. Und was man dagegen unternehmen kann.
Was ist eine Icebox? #
Vor einigen Jahren stieĂ ich zufĂ€llig zu einem GesprĂ€ch mehrerer Softwareentwickler. Sie redeten gerade ĂŒber eine Icebox. Es war Sommer, es war heiĂ. Mir war heiĂ. Und ich also: âEis! Geniale Idee! Danke.â Auf den Blick, den sie mir daraufhin zugeworfen haben, kam ich mir wie ein kleiner Junge vor. Wie ein dummer kleiner Junge. Also lasst uns zuerst ein wenig ĂŒber die Theorie reden und dann schauen, wie diese mit der RealitĂ€t zusammenpasst. Was ist eine Icebox? (AuĂer der natĂŒrlich, in der ich Eiscreme und kalte GetrĂ€nke aufbewahren kann.)
Wenn eine Organisation damit beginnt, Kanban oder eine agile Methode, wie zum Beispiel Scrum, einzufĂŒhren, sind die Dinge meist und hoffentlich neu und aufregend. Anforderungen werden in User Stories und Tasks geschnitten. Und diese Tasks beginnen nun, ĂŒber das neue glĂ€nzende Whiteboard zu wandern. Von der To Do-Spalte / -Reihe / -Pipeline / -Schritt / -welchen-toll-klingenden-Namen-auch-immer-Euer-Scrum-Coach-dem-gegeben-hat, ĂŒber Work in Progress, final nach Done. Nach einiger Zeit, kommen die meisten Teams drauf, dass eine Testspalte durchaus Sinn macht. Gute Teams realisieren auĂerdem, dass die Reise eines Tasks nicht endet, nachdem dieser auf âDoneâ gestellt wurde, und fĂŒgen eine Spalte fĂŒr Released hinzu. So weit, so gut.
Die hard #
Tut mir leid, dass ich schon wieder mit Filmreferenzen beginne. Das war das erste und zugleich letzte Mal in diesem Artikel. Versprochen. Also, wir haben unser Kanbanboard und unsere Tasks. Und alles lĂ€uft super. So lange, bis unsere alten Gewohnheiten beginnen, sich in unsere neue agile Welt einzuschleichen. Customer Value ist doch nicht immer so einfach zu erkennen, wie es uns in unserer Schulung erklĂ€rt wurde. PrioritĂ€ten sind manchmal nicht so einfach zu entscheiden. (Egal, ob das jetzt eine Person, oder mehrere machen.) Und also beginnen die unabgearbeiteten Anforderungen, sich zu stapeln. Und irgendwann hat dann jemand die <zynismus>groĂartige</zynismus> Idee, doch ein PlĂ€tzchen auf unserem Whiteboard einzurichten, wo alle diese Anforderungen ein neues, temporĂ€res Zuhause finden können. Et voilĂ , die Icebox.
Also ist eine Icebox in unserem Zusammenhang eine Liste von Anforderungen und Themen, an denen in absehbarer Zeit keiner arbeiten wird. Aufgaben mit niedriger PrioritĂ€t, kleine Bugs. FunktionalitĂ€ten, die immer wieder mal angefragt werden, die aber kaum Wert reprĂ€sentieren. Also ist so eine Icebox eine Art Parkplatz fĂŒr Aufgaben. In der Theorie.
Immer diese Praxis #
Und in der Theorie hört sich das ja auch nach einer richtig guten Idee an. Aber hört Ihr das GerĂ€usch? Hier kommt gerade die RealitĂ€t und tritt unserer Theorie die TĂŒre ein. Denn lasst uns einmal ehrlich sein: im echten Leben ist dieses Zuhause nicht temporĂ€r, sondern fĂŒr immer. Es ist kein Parkplatz, sondern ein Friedhof. Task Sematary. (Könnt Ihr Euch noch erinnern, wie ich vorhin versprochen habe, mit Filmanspielungen aufzuhören? Nun⊠tschuldigom!) Diese Tasks werden nie erledigt werden. Warum? Meiner Erfahrung nach, hat das zwei GrĂŒnde:
- Ihre PrioritĂ€t ist zu nieder. Das ist einer meiner Kritikpunkte an agilen Vorgehensweisen. Stillstand durch Priorisierung. Wenn immer ausschlieĂlich die aktuell wichtigsten Dinge umgesetzt werden - wer kĂŒmmert sich dann um die richtigen Dinge?
- Die Welt dreht sich weiter. Schnell. Und damals, als jemand diese Anforderung aufgenommen hat, hatte sie sicher ihre Existenzberechtigung, ihren Customer Value, ihre raison d'ĂȘtre. Wenn sie dann aber lĂ€ngere Zeit am Whiteboard herumhĂ€ngt, haben sich die Rahmenbedingungen mit hoher Wahrscheinlichkeit geĂ€ndert. Und mit ihnen auch die Notwendigkeit dieses Tasks.
Also haben wir nach einiger Zeit Anforderungen, die nicht mehr die Wichtigkeit reprĂ€sentieren, die sie vielleicht einmal hatten. Und bis vor ein paar Jahren war es auch normal fĂŒr Aufgaben, richtig alt zu werden. Denk nur an all die Gremien, Arbeitsgruppen, Hierachieebenen, die so eine Anforderung zu durchlaufen hatte. Immer noch zu durchlaufen hat. In den Firmen, die den Druck zur VerĂ€nderung noch nicht allzu fest spĂŒren. Und in diesen FĂ€llen ist es zwar nicht unbedingt gut, aber auch nichts Schlechtes, sich Zeit zu nehmen. Aber in Umgebungen, die sich stetig und vor allem schnell Ă€ndern (und in diesen Zeiten sehen wir einen ganzen Haufen Umgebungen, die sich stetig und vor allem schnell Ă€ndern), ist dieser Stillstand tödlich. Also lasst mich den Satz umformulieren: Also haben wir nach einiger Zeit Anforderungen, die nicht mehr den Wert reprĂ€sentieren, den sie vielleicht einmal hatten.
Eine Icebox in einer Icebox #
Ich hoffe, dass wir alle ĂŒbereinstimmen, dass wir diesen Typ Anforderung nicht in der NĂ€he unseres Boards haben wollen. Und da gibt es fĂŒr mich auch noch eine Situation, die dieser sehr Ă€hnlich ist: âgeparkteâ User Stories oder Tasks in einem Backlog. Ok, nicht Ă€hnlich. Viel schlimmer eigentlich. Eine Icebox ist wenigstens eine Art Signal. Innerhalb eines Product Backlogs erhöhen diese âgeparktenâ Tasks nur die Unklarheit. Wald und BĂ€ume und so. Und das reduziert die Wartbarkeit und vor allem - noch viel schlimmer - die Transparenz dieses Backlogs. (Und ja, ich denke, manchmal ist das vielleicht sogar gewollt. Und wenn das gewollt ist, dann ist eine Icebox natĂŒrlich nicht unser Hauptproblem. Aber das ist eine andere Geschichte.) Also sollten wir einen Backlog, mit dem wir arbeiten, nach genau diesem Typ User Story durchschauen. Und da ist es vollkommen egal, ob unsere Rolle Projektmanager, Scrum Master, Product Owner, oder was auch immer heiĂt. Denn diese Aufgaben sind eine Icebox in einer Icebox. Und doppelter Schmerz ist im Normalfall keine tolle Sache.
Wie man mit diesen Anforderungen umgeht #
Ich denke, es hĂ€ngt sehr viel vom Umfeld und dem Team und der Kultur ab, wie man mit solch âgeparktenâ Aufgaben umgeht. Ich habe viel positive Erfahrungen mit Schimmelpunkten gemacht. Jeden Tag in der FrĂŒh klebt Ihr so einen kleinen runden Sticker auf jede Aufgabe auf Eurem Board, die nicht wĂ€hrend dieses Sprints gezogen wurde. Ihr könnt die Zettel natĂŒrlich auch mit einem Filzstift markieren. Und wenn diese Punkte sich dann vermehren (wie Schimmel eben), werdet Ihr irgendwann den Punkt (verzeiht das Wortspiel) erreichen, an dem Ihr nicht mehr lesen könnt, worum es bei dieser Anforderung geht. Und in genau dem Moment, könnt Ihr sie vom Brett entfernen.
Wenn Ihr das digitale Ăquivalent eines Kanban- oder Scrumboards verwendet, funktioniert das natĂŒrlich nicht. (Es ist viel zu mĂŒhsam, die Punkte wieder vom Bildschirm herunter zu bekommen. Badumm-Tss.) Hier mĂŒsst Ihr also diese vor sich hin gammelnden Tasks transparent machen. Und ich weiĂ, das ist anstrengend. Es ist nicht leicht, die LĂ€stwanzen zu sein, die jedes harmonische Daily Meeting mit der immer gleichen Frage stört: âGibt es Neuigkeiten zu dieser User Story?â Aber in meinen Augen ist es das wert. Ein aufgerĂ€umter Backlog erhöht die EffektivitĂ€t eines jeden Teams.
Das Beste kommt zum SchluĂ #
FĂŒr mich gibt es zwei Möglichkeiten, mit einer Anforderung umzugehen: entweder, sie generiert genĂŒgend Customer Value, um eine entsprechend hohe PrioritĂ€t zu haben, um umgesetzt zu werden. Dann setzt sie um. Wenn nicht: werft sie weg.
Und hier ist die in meinen Augen einzig positive Sache an so einer Icebox. Die âgeparktenâ Anforderungen sind bereits identifiziert und an einem Ort gesammelt worden. Also könnt Ihr das ganze Ding nehmen und wegwerfen. Zeit fĂŒr ein Eis.
#agilitÀt #anforderungsmanagement
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